CONSORTIUM PIAE

Ensemble für alte Musik

Wir treffen uns meist freitags. Zuerst war Pias Haus unser Hort, eine verwunschene, von Büchern und Erinnerungen durchwirkte Insel. Heute proben wir in einem beinahe leeren, von Licht durchfluteten Gemeinderaum.

Meist umarmen wir uns, wenn wir uns sehen. Das ist bemerkenswert, denn die Freude, wieder da zu sein, ist unübersehbar. Dann schwatzt jede über ihre Dinge, während sie die Blockflöte aufstockt, die Gitarre stimmt, das Cello stemmt, die Geige aus dem Kasten nimmt. Irgendwann trifft Paulas Klavier die Harmonien, und die ersten Takte erklingen – manchmal liegt ein Lächeln auf den Gesichtern.

Wir schwingen uns ein in die uralten Melodiebögen, die seit mehr als 500 Jahren Bestand haben, Kriege und Frieden überlebten, sich veränderten in Anspruch und Tempi, aber immer noch die Seelen berühren, über die Jahrhunderte hinweg.

In der Renaissance, als diese Musik entstanden ist, machte die Idee des Humanismus die Runde. Eine Rückbesinnung auf die Antike galt als modern. In der Musik war Mehrstimmigkeit ein Gebot. Und es herrschte Aufbruchstimmung. Hoffnung.

All das wollen wir nicht vergessen. Deshalb treffen wir uns meist freitags. Pia Mirgeler, die Gründerin unseres Ensembles, ist heute 94 Jahre alt und hat erst vor wenigen Jahren die Blockflöte nieder gelegt. Einige von uns hat sie schon im Kindesalter unterrichtet, und wir, neun Musikerinnen verschiedener Generationen, hüten ihr Erbe, damit es fortklingt in einer Welt, die mehr denn je eine Musik braucht, die von Aufbruch und Hoffnung erzählt. Vielstimmig und voller Harmonie.